Gewählte Aussagen aus dem Werk: Maria Valtorta, Der Gottmensch, Leben und Leiden unseres Herrn Jesus Christus, Pisani Italien (1943-47), Parvis Verlag, Hauteville, CH, 1991, Band I-XII

Unkeuschheit

Band III


162. JESUS BEIM 'TRUEGERISCHEN GEWAESSER': «DU SOLLST NICHT UNKEUSCHHEIT TREIBEN» S. 19


S. 20:…«Dann… oh, sagt mir, besonders ihr Männer, wer von euch hat noch nie von diesem Brot aus Asche und Kot gekostet, das die sexuelle Befriedigung ist? Ist nur das Unkeuschheit, was euch für eine Stunde in die Arme einer Dirne treibt? Ist nicht auch das entweihte Zusammenleben mit der Gemahlin unkeusch, da es zum legalisierten Laster wird, indem es nur zur gegenseitigen Befriedigung der Sinnlichkeit dient unter Ausschluss der Folgen?

Ehe bedeutet Zeugung, und ihr Vollzug ist und muss Befruchtung sein. Ohne dies ist sie unmoralisch. Man darf aus dem Ehegemach kein Bordell machen. Dazu wird es, wenn es mit Ausschweifung beschmutzt und die Ehe nicht durch die Mutterschaft geheiligt wird. Die Erde weist den Samen nicht zurück. Sie nimmt ihn auf und lässt die Pflanze gedeihen. Der Same entflieht der Scholle nicht, nachdem er niedergelegt ist, er schlägt

S. 21:…«sofort Wurzeln, krallt sich fest wächst und bringt Ähren, und so entsteht ein pflanzliches Geschöpf aus der Verbindung der Erde mit dem Samen. Der Mann ist der Same, die Frau das Erdreich und das Kind die Ähre. Sich weigern, eine Ähre zu bilden und die Kraft im Laster zu vergeuden, ist Sünde… ist Buhlerei auf dem Ehelager, die noch verschlimmert wird durch den Ungehorsam dem Gebote gegenüber, das besagt: 'Seid ein Fleisch und vermehrt euch in den Kindern' (Gen 1,26-28 usw.).

Daher seht, o ihr Frauen, die ihr absichtlich unfruchtbar bleiben wollt, ihr rechtmässigen und ehrbaren Frauen, nicht in den Augen Gottes, aber in jenen der Welt, dass ihr trotzdem Dirnen gleichkommt und Unkeuschheit treiben könnt, selbst wenn ihr nur eurem Ehegatten angehört, weil ihr nicht die Mutterschaft sucht, sondern viel zu oft dem Sinnengenuss frönt. Ihr überlegt nicht, dass die Sinnenlust - welchem Schlund auch ihre Begierde entspringen mag - ein Gift ist, das in Leidenschaft entbrennen lässt. Nach Befriedigung lechzend, durchbricht sie Schranken und wird in ihrer Gier immerzu unersättlicher. Was zurückbleibt ist ein herber Geschmack von Asche unter der Zunge, ein Widerwille, ein Ekel und die Verachtung eurer selbst und des Gefährten eurer Lust. Könnte es denn anders möglich sein, als dass in einem nicht diese Selbstverachtung aufkommen würde, wenn das Gewissen wiedererwacht - und das tut es zwischen einem Sinnenrausch und dem nächsten - weil man sich bis unter das Tier erniedrigt hat?

'Du sollst nicht Unkeuschheit treiben', ist gesagt worden.

Unkeusch sind ein Grossteil der wollüstige Handlungen des Menschen. Ich betrachte nicht einmal jene absurden Verbindungen, die der Leviticus mit den Worten verurteilt: 'Mann, du darfst nicht einem Mann beiwohnen, als ob es eine Frau wäre', und 'Du darfst nicht einem Tier beiwohnen, um dich nicht mit ihm zu beflecken.' Dasselbe gilt auch für die Frau, sie darf sich nicht mit einem Tier vereinigen, denn das wäre verbrecherisch! (Lev 18,22-23).

Aber nachdem ich die Pflichten der Eheleute in der Ehe genannt habe, die aufhört, heilig zu sein, wenn sie durch Arglist unfruchtbar bleibt, komme ich auf die Unkeuschheit zwischen Mann und Frau zu sprechen: Unzucht aus gegenseitiger Lasterhaftigkeit oder gegen Bezahlung in Form von Geld oder Geschenken.

Der menschliche Körper ist ein herrlicher Tempel, der einen Altar in sich birgt. Auf dem Altar müsste Gott sein. Doch Gott ist nicht da wo Verderbtheit herrscht. Daher hat der Körper des Unreinen den Altar entweiht und ist ohne Gott.

Ähnlich einem Menschen, der sich betrunken im Schlamm und dem Erbrochenen seines Rausches wälzt, so erniedrigt sich der Mensch selber in der Bestialität der Unzucht und wird schlimmer als der Wurm und das schmutzigste Tier. Sagt mir, wenn jemand unter euch ist, der sich so

S. 22:…«erniedrigt hat, dass er mit seinem Körper Handel treibt, wie man es mit Korn und Tieren macht, was ist ihm daraus Gutes erwachsen? Nehmt euer Herz in die Hand, beobachtet und befragt es, hört es an, seht euch seine Wunden an, sein schmerzhaftes Erschauern, und dann sprecht und antwortet mir: War jene Frucht wirklich so süss, dass dieses Herz, das rein geboren, diesen Schmerz verdient hätte, gezwungenermassen in einem unreinen Körper zu wohnen und mit seinem Schalgen der Unkeuschheit leben und Glut zu verleihen, um sich schlussendlich im Laster zu verbrauchen?

Erzittert ihr nicht vor jenem Richter, der euch erschaffen hat und euch erwartet, um euch zu fragen: 'Was hast du aus dir gemacht? Habe ich dir etwa das Leben dafür gegeben? Stinkendes Nest der Würmer und der Verwesung, wie wagst du es, vor mein Angesicht zu treten? Du hast alles gehabt, was für dich Gott bedeutete: die Sinnenlust! Nun geh in die Verdammnis ohne Ende!'

Wer weint? Niemand? Ihr sagt, niemand? Und doch, meine Seele geht einer anderen Seele entgegen, die weint! Warum geht sie ihr entgegen? Um ihr den Bann entgegenzuschleudern, sie sei eine Dirne? Nein! Weil ihre Seele mir leid tut. Alles in mir empfindet Abscheu vor ihrem wider-

S. 23:…«lichen, durch Anstrengungen in der Unzucht mit Schweiss bedeckten Körper.

Oh, Vater! Vater! Auch für diese Seele habe ich Fleisch angenommen und den Himmel verlassen, um ihr und ihrer vielen Schwesterseelen Erlöser zu sein.

'Zu viele Tage habe ich verloren fern von dir, Ewige Schönheit. Wer gibt mir die versäumt Zeit zurück? Wie kann ich in dem kurzen Lebensrest von dem kosten, was ich verkostet hätte, wenn ich rein geblieben wäre?'

Aber weine nicht, von aller Gier der Welt getretene Seele. Höre, du bist ein schmutziger Lumpen, doch du kannst zum Blumenbeet werden. Du bist ein unreines Tier, doch du kannst wieder zum Engel werden.

Bereue, Tochter Gottes! Die Reue erneuert, die Reue reinigt, die Reue läutert. Könnte dir der Mensch nicht mehr verzeihen? Könnte es dein Vater nicht mehr? Doch Gott kann es! Denn die Güte Gottes ist unvergleichbar mit menschlicher Güte, und seine Barmherzigkeit ist unendlich grösser als die menschliche Erbärmlichkeit. Achte dich selbst und mache deine Seele durch ein anständiges Leben wieder würdig. Rechtfertige dich vor Gott, indem du nicht mehr gegen diene Seele sündigst. Erwirb dir einen guten Ruf bei Gott. Das ist es, was zählt! Du bist das Laster! Werde die Sittsamkeit, werde ein Opfer, werde Märtyrerin deiner Reue. Du hast dein Herz martern können, um deinem Fleisch den Genuss zu gewähren. Nun martere dein Fleisch, um deinem Herzen den ewigen Frieden zu schenken.»

Band III


167. JESUS BEIM 'TRUEGERISCHEN GEWAESSER':«DU SOLLST NICHT BEGEHREN DEINES NAECHSTEN FRAU» S. 51


S. 51:…Jesus wendet sich in die Richtung wie auch das Volk und die Jünger. Aber ein dichtes Gesträuch verdeckt den um Hilfe Flehenden.

«Wer bist du? Komm nach vorne!»

«Ich kann nicht. Ich bin angesteckt. Ich muss zum Priester, um von der Welt ausgeschlossen zu werden. Ich habe gesündigt, und der Aussatz ist an meinem Körper ausgebrochen. Ich hoffe auf dich!»

«Ein Aussätziger! Ein Aussätziger! Fluch ihm! Steinigen wir ihn!» Die Menge tobt.

Jesu gibt ein Zeichen, das Ruhe und Schweigen gebietet. «Er ist nicht unreiner als ein Sünder. In den Augen Gottes ist der unbussfertige Sünder noch unreiner als der reumütige Aussätzige. Wer glauben kann, soll mit mir kommen.»

S. 53:…Die Mutter (des Aussätzigen) gleicht einem vom Wind geschüttelten Baum, so sehr wird sie vom Schluchzen erschüttert. Die Leute reagieren ganz unterschiedlich.

Jesus ist traurig. «Hast du beim Sündigen nicht an deine Mutter gedacht? Warst du so töricht zu vergessen, dass du noch eine Mutter auf Erden und einen Gott im Himmel hast? Wenn nun der Aussatz nicht ausgebrochen wäre, wäre dir je zum Bewusstsein gekommen, dass du gegen Gott und den Nächsten gesündigt hast? Was hast du aus deiner Seele gemacht, aus deiner Jugend?»

«Ich bin in Versuchung geführt worden…»

«Bist du denn ein Kind, um nicht zu wissen, dass diese Frucht verflucht war? Du würdest es verdienen, ohne Mitleid sterben zu müssen.»

«Oh… hab Erbarmen; du allein vermagst…»

«Nicht ich, Gott!1 und nur, wenn du hier schwörst, nicht mehr zu sündigen!»

«Ich schwöre es! Ich schwöre es! Rette mich, Herr. Mir bleiben nur noch wenige Stunden bis zur Verurteilung. Mutter, Mutter! Hilf mir mit deinem Flehen!… Oh! Meine Mutter!»

Die Frau hat keine Stimme mehr. Sie umklammert die Füsse Jesu und richtet ihre vom Schmerz weit aufgerissenen Augen zu ihm auf: das verzweifelte Antlitz einer Ertrinkenden. Sie weiss, dass es hier um den letzten Halt geht, der ihn retten kann.

Jesus sieht sie an und lächelt ihr mitleidig zu. «Steh auf, Mutter! Dein Sohn ist geheilt. Aber deinetwegen! Nicht seinetwegen!

Die Frau kann es nicht glauben. Es scheint ihr unmöglich, dass er auf diese Entfernung hätte geheilt werden können, und sie macht verneinende Kopfbewegungen unter fortwährendem Schluchzen.

«Mann, öffne die Tunika an der Brust. Hier befand sich der Fleck. Nur damit deine Mutter getröstet ist.»

Der Jüngling legt die Tunika ab, wodurch seine nackte Brust von allen gesehen werden kann. Er hat die glatte Haut eines jungen, kräftigen Menschen.

«Schau Mutter», sagt Jesus, und er beugt sich, um der Frau aufzuhelfen; eine Gebärde, die auch dazu dient, sie zurückzuhalten, falls sie sich in ihrer Mutterliebe und in der Freude über das Wunder auf ihren Sohn stürzten wollte, ohne dessen Reinigung abzuwarten. Da es ihr unmöglich ist, dorthin zu gehen, wo sie die mütterliche Liebe hinzieht, bleibt sie an Jesu Herzen und küsst ihn in einem wahren Freudentaumel. Sie weint, lacht, küsst und preist den Herrn, und Jesus streichelt sie voller Mitleid.

1 Ausdruck, der zu verstehen ist im Sinn von Matth 19,16-17; Mark 10,17-18; Luk 18,18-19.

S. 54:…Jesus kehrt an seinen Platz zurück.

«Auch jener Mann hatte vergessen, dass es einen Gott gibt, der Zucht in den Sitten fordert. Er hatte vergessen, dass es verboten ist, sich Götter neben dem wahren Gott zu halten. Er hatte vergessen, den Sabbat zu heiligen, wie ich es gelehrt habe. Er hatte vergessen, dass er nicht Unkeuschheit treiben, nicht stehlen, nicht trügerisch sein und nicht des Nächsten Frau begehren, sich nicht selbst und seine eigene Seele töten und nicht Ehebruch begehen darf. Er hatte das alles vergessen. Nun habt ihr gesehen, wie er bestraft worden ist.

'Du sollst nicht begehren eines anderen Frau, steht in enger Verbindung mit dem Gebot: 'Du sollst nicht ehebrechen', weil die Begierde stets der Tat vorausgeht. Der Mensch ist zu schwach, als dass es bei der blossen Begierde bleiben und er seinem Verlangen nicht nachgeben würde. Was letztlich sehr traurig ist: dass der Mensch nicht imstande ist, sich ebenso zu verhalten, wenn es um gute Wünsche geht. Man begehrt das Böse, und die böse Tat wird vollzogen. Gutes wünscht man zwar, hält jedoch inne, wenn man nicht sogar vom guten Vorsatz ganz abkommt.

Was ich ihm gesagt habe, das sage ich zu euch allen, denn die Sünde der Begehrlichkeit ist so verbreitet wie das Unkraut, das sich von selbst vermehrt. Seid ihr so kindisch, das ihr nicht wisst, dass gerade jene Versuchung giftig ist und gemieden werden muss? 'Ich bin versucht worden!' Der alte Spruch!'

Ist die Versuchung etwas Böses? Nein, sie ist es nicht. Sie ist ein Werk des Bösen. Doch sie verwandelt sich in Ruhm für denjenigen, der sie besiegt.

Der Ehemann, der anderen Liebschaften nachgeht, ist der Mörder seiner Ehefrau, der Kinder und seiner selbst. Wer in das Haus eines anderen eindringt, um Ehebruch zu begehen, ist ein Dieb und zwar einer der niederträchtigsten. Er ist wie ein Kuckuck, der ohne eigenen Aufwand das Nest eines anderen geniesst. Derjenige, welcher seinem Freund das Vertrauen ablistet, ist ein Fälscher, weil er eine Freundschaft bezeugt, die er in Wirklichkeit nicht hat. Wer so handelt, entehrt sich selbst und seine Eltern. Kann auf diese Weise Gott mit ihm sein?

S. 55:…«Ich habe das Wunder für jene arme Mutter gewirkt. Doch Unkeuschheit erregt in mir einen derartigen Widerwillen, dass ich darob angeekelt bin. Meine Seele hat einen Schrei der Abscheu vor der Unkeuschheit ausgestossen. Alles Elend umgibt mich und für alle bin ich der Retter. Doch ziehe ich es vor, einen Toten zu berühren, einen Gerechten, der schon zu verwesen anfängt und dessen Geist bereits in den Frieden eingegangen ist, als mich einem zu nähern, der nach Unkeuschheit riecht. Ich bin der Retter, aber ich bin der Unschuldige. Alle jene, die hierher kommen oder über mich sprechen, sollen sich daran erinnern, wenn sie mich mit ihrem Schmutz besudelt.

Ich verstehen, dass ihr anderes von mir erwartet, doch ich kann nicht. Der Ruin einer kaum erblühten Jugend, die durch die Wollust zerstört worden ist, hat mich mehr erschüttert, als wenn ich den Tod berührt hätte. Lasst uns nun zu den Kranken gehen. Da ich wegen des Ekels, der mich würgt, nicht das Wort sein kann, werde ich das Heil jener sein, die auf mich hoffen. Der Friede sei mit euch!»