Gewählte Aussagen aus dem Werk: Maria Valtorta,
Der Gottmensch, Leben und Leiden unseres Herrn Jesus Christus,
Pisani Italien (1943-47), Parvis Verlag, Hauteville, CH, 1991,
Band I-XII
(Seitenangaben beziehen sich auf Format A4, Geneva 9 point, 3
cm Rand)
Band I
Kalvarienberg, 24
Gottesmord, 1
Band II
Dornenkrone 11
Kreuz 11, 14, 25, 26, 30
Band V
Kreuz, 5, 6, 19, 25
Band VI
Kreuz 10
Kreuzesholz 10
Band X
der Todesangst im Gethsemane, 14
Haltung des Gekreuzigten, 9
Band XI
Kreuzestod, 24
Kreuzform, 15
Gethsemane, 29
642. Verschiedene Einführungen: I. «Der Sohn Gottes
und der Frau ohne Makel war wie ein
Wurm geworden». S. 9
- S. 9:
(Jesus an Valtorta) «Es wird ein weiter
Weg sein, den wir zusammen gehen müssen, denn kein Schmerz
ist mir erspart geblieben. Kein Schmerz des Fleisches,
des Geistes, des Herzens, der Seele. Alle habe ich verkostet,
von allen habe ich mich genährt, an allen meinen Durst gestillt,
bis ich an ihnen gestorben bin.
- Könntest du den Mund an meine Lippen legen, würdest
du noch immer die Bitterkeit dieser vielen Schmerzen bemerken.
Könntest du meine Menschheit in meinem nun so strahlenden
Gewand sehen, würdest du auch sehen, dass diese Strahlen
aus den tausend und abertausend Wunden hervorgehen, die meine
aus Liebe zu euch zerrissenen, ausgebluteten, zerschlagenen und
durchbohrten Glieder mit einem Mantel lebenden Purpurs
bedeckten.
- Nun erstrahlt meine Menschheit. Aber es gab einen Tag,
da glich sie der eines Aussätzigen, so zerschlagen und gedemütigt
war sie. Der Gottmensch, der als Sohn Gottes
und der Frau ohne Makel alle Schönheit
des Leibes in Vollkommenheit besass,
war damals in den Augen jener, die ihn liebevoll, neugierig oder
verächtlich betrachteten, abscheulich: ein 'Wurm', wie David
sagt, der Leute Spott und der Verachteste des Volkes.
- Die Liebe zum Vater und zu den Geschöpfen
des Vaters hat mich dazu getrieben, meinen Körper denen zu
überlassen, die mich schlugen, mein Antlitz denen darzubieten,
die mir Backenstreiche gaben und mich bespien und die glaubten,
verdienstvoll zu handeln, als sie mir die Haare ausrissen, mich
am Bart zerrten und mein Haupt mit Dornen durchbohrten. Selbst
die Erde, und was von ihr kommt, haben sie zum Komplizen
der ihrem Retter zugefügten Qualen gemacht,
denn sie haben meine Glieder verrenkt, meine Knochen blossgelegt,
mir meine Kleider vom Leib gerissen und so meiner Reinheit
die grösste Qual zugefügt. Sie haben mich an das Holz
geschlagen, mich wie ein am Haken des Schlächters verblutendes
Lamm aufgehängt, sie haben meinen Todeskampf
mit geiferndem Hohn verfolgt - ein Rudel gieriger Wölfe,
das der Blutgeruch noch rasender macht.
- Angeklagt, verurteilt, getötet. Verraten, verleugnet,
verkauft. Selbst von Gott verlassen, denn auf mir lagen die
Verbrechen, die ich auf mich
- S. 10:
«
genommen hatte. Ich war ärmer
als ein unter die Räuber gefallener Bettler, denn man hat
mir nicht einmal das Kleid gelassen, um meine gemarterte, zerschlagene
Blösse zu bedecken. Es wurde mir nicht einmal die Schmach
erspart, noch über den Tod hinaus verletzt und von den Feinden
verleumdet zu werden. Vom Schmutz all eurer Sünden bedeckt,
in die tiefste Nacht des Schmerzes gestürzt, ohne dass
das Licht des Himmels meinem sterbenden Blick begegnet wäre
oder eine göttliche Stimme meinem letzten Flehen geantwortet
hätte.»
- Ein Blick meiner Augen hätte genügt, um die Kläger,
Richter und Henker zu vernichten. Aber ich war freiwillig
gekommen, um das Opfer zu vollbringen, und als Lamm; denn ich
war das Lamm Gottes, und ich bin es auf ewig.
Ich habe mich fortführen lassen, um meiner Kleider beraubt
und getötet zu werden, damit aus meinem Fleisch
Leben für euch werde.»
- S. 11:
(Kleingedruckt) «Gestern früh bist
du egoistisch gewesen. Du hast zum Pater gesagt: 'Hoffentlich
halte ich durch, denn meine Mühen sind die allergrössten.'
Nein. Seine Mühen sind die grösseren, denn sie ermüden
und werden nicht ausgeglichen durch die Seligkeit, Jesus zu sehen
und bei sich zu haben, wie du ihn auch in seiner heiligen Menschheit
hast. Man darf niemals egoistisch sein, auch nicht in den kleinsten
Dingen.»
645. Verschiedene Einführungen: IV. «Ich war und
ich bin der Sohn Gottes. Aber ich war auch der
Menschensohn». S. 16
- Das Bild sowohl meiner allerheiligsten Gottheit
als auch meiner vollkommenen Menschheit
hat im Laufe der Jahrhunderte
durch die zersetzende Wirkung eurer unvollkommenen Menschlichkeit
Minderungen und Verzerrungen erfahren. Ihr habt meine Menschheit
unwirklich, ihr habt sie unmenschlich gemacht, ebenso wie ihr
mich als Gott verkleinert, herabgemindert und sogar geleugnet
habt in vielem, was anzuerkennen euch unbequem war oder was ihr
mit eurem durch die Krankheit der Laster, des Atheismus,
des Humanismus und des Rationalismus
geschwächten Geist nicht mehr erkennen konntet.»
- In diesen Tagen hast du meine physischen Leiden kennengelernt.
Sie haben meine Menschheit gequält. Du hast meine moralischen
Leiden kennengelernt, die mit meiner Mutter verbunden,
verknüpft, verschmolzen waren, wie die unentwirrbaren Lianen
der tropischen Urwälder, die man nicht trennen kann, um eine
einzelne abzuschneiden, sondern die
- S. 17:
«
man mit einem einzigen Axthieb
alle zusammen abschlagen muss, um sich einen Weg zu bahnen
- Sie, oh! Sie, meine reine Mutter, hat mich nicht nur die neun
Monate getragen, wie jede menschliche Frau die menschliche
Frucht trägt, sondern das ganze Leben. Unsere Herzen waren
durch geistige Fasern verbunden und haben
immer zusammen geschlagen. Sie weinte keine mütterliche
Träne, deren Salz nicht auf mein Herz gefallen wäre,
und jede meiner lautlosen inneren Klagen fand bei ihr Widerhall
und schmerzte sie.
- Nein, es hat keinen Todeskampf gegeben,
der länger gedauert und mit einem grösseren Schmerz
geendet hätte, als der meiner Mutter.
- Und kein Schmerz ist je grösser und vollständiger
gewesen als der meine. Ich war eins mit meinem Vater. Er hatte
mich von Ewigkeit geliebt, wie nur Gott lieben kann. Er hatte
sein Wohlgefallen an mir und in mir seine göttliche Freude
gefunden. Und ich hatte ihn geliebt, wie nur ein Gott lieben kann,
und in der Vereinigung mit ihm meine göttliche Freude gefunden.
Die unaussprechliche Verbindung, die seit Ewigkeit zwischen dem
Vater und dem Sohn besteht, kann euch nicht einmal durch mein
Wort erklärt werden, denn sie ist vollkommen, und eure
Intelligenz ist es nicht, und ihr könnt
nicht verstehen und erkennen, was Gott ist, bis ihr bei ihm im
Himmel seid.»
- S. 18:
«Die Trennung von Gott
bringt Angst mit sich, bringt Anhänglichkeit an das
Leben mit sich, bringt Schwäche, Müdigkeit und Lauheit
mit sich. Je grösser sie ist, um so stärker sind
diese ihre Folgen. Ist sie vollständig, führt sie
zur Verzweiflung. Und je mehr einer, durch
Zulassung Gottes und ohne sie verdient zu haben, diese Trennung
fühlt, desto mehr leidet er, denn der lebendige Geist erfährt
die Trennung von Gott so, wie lebendiges Fleisch
die Amputation eines Gliedes. Es ist ein schmerzlicher,
niederschmetternder Schrecken, den jemand, der ihn nicht erlebt
hat, nicht verstehen kann. Ich habe ihn erlitten. Alles musste
ich kennenlernen, um für euch beim Vater in allem fürbitten
zu können. Oh, ich habe erfahren, was es heisst, sich sagen
zu müsse: 'Ich bin allein. Alle haben mich verraten und verlassen.
Auch der Vater, auch Gott hilft mir nicht mehr.'
- S. 19:
«Scharen und immer neue Scharen von
Dämonen waren in jener
Nacht auf der Erde, um die Versuchung in den Herzen
zu Ende zu führen und sie darauf vorzubereiten, am nächsten
Tag den Tod des Erlösers zu fordern.
Jeder Synedrist hatte seinen Dämon, Herodes
den seinen, Pilatus den seinen und jeder einzelne
Jude, der dann mein Blut auf sich herabrufen würde,
den seinen. Auch an der Seite der Apostel waren
die Versucher, die sie einschläferten, während
ich litt, und sie auf die Feigheit vorbereiteten.
Sieh, wie gross die Macht der Reinheit ist! Johannes,
der Reine, befreite sich als erster von allen aus den Klauen der
Dämonen und kehrte sofort zu
seinem Jesus zurück. Er verstand seinen unausgesprochenen
Wunsch und führte Maria zu mir.
- Aber Judas hatte Luzifer,
und ich hatte Luzifer. Er im Herzen, ich an meiner Seite.
Wir waren die beiden Hauptpersonen der Tragödie, und Satan
bemühte sich persönlich um uns. Nachem er Judas so weit
gebracht hatte, dass es für diesen kein Zurück mehr
gab, wandte er sich mir zu.
- Mit seiner perfekten Verschlagenheit stellte er mir die
Qualen des Fleisches in unübertrefflich realistischer
Weise vor Augen. Auch in der Wüste hatter er beim Fleisch
angefangen. Betend habe ich ihn besiegt. Der Geist beherrscht
die Angst des Fleisches.
- S. 20:
«
Dann versuchte er, mich von der
Nutzlosigkeit meines Sterbens zu überzeugen,
und dass es viele sinnvoller sei, für mich selbst zu leben,
ohne mich um die undankbare Menschen zu kümmern: reich, glücklich
ud geliebt zu werden. Für meine Mutter zu leben, damit sie
nicht mehr leiden müsse. Zu leben, um Gott durch ein langes
Apostolat viele Menschen zuzuführen, die
mich, wenn ich tot wäre, doch nur vergessen würden,
während sie, wenn ich nicht dur drei Jahre, sonder jahrzehntelang
ihr Meister wäre, sich meine Lehren zu eigen machen würden.
Seine Engel würden mir dabei helfen, die Menschen
zu verführen. Sah ich denn nicht, dass die Engel Gottes
nichts unternahmen, um mir zu helfen? Gott würde mir
später verzeihen, wenn er die Ernte der Gläubigen,
die ich ihm bringe, sähe. Auch in der Wüste
wollte Satan mich dazu bewegen, Gott durch Unklugkeit
zu versuchen. Ich habe ihn durch Gebet besiegt. Der Geist beherrscht
die moralische Verwirrung.»
646. Verschiedene Einführungen: V: «Ihr denkt nie
daran, wieviel ihr mich gekostet habt». S. 21
647. Der Abschied von Lazarus. S. 23
- S. 29:
«Sie ist stark und weint nicht mehr. Sie
hat sich das Kreuz ihres Lächelns auferlegt.
Hast
du gesehen, wie ihr Gesicht sich in letzter Zeit verändert
hat? Sie trägt das Kreuz ihres Lächelns, um mich zu
trösten. Ich bitte dich, meine Mutter nachzuahmen. Ich konnte
mein Geheimnis nicht mehr für mich behalten. Ich habe mich
umgesehen und einen aufrichtige und verlässlichen Freund
gesucht. Ich bin deinem treuen Blick begegnet. Ich habe gesagt:
'Ich werde Lazarus einweihen.' Als du eine grosse Last auf dem
Herzen hattest, habe ich dein Geheimnis respektiert und es vor
aller, selbst der natürlichen, teilnehmenden Neugier
geschützt. Nun bitte ich dich, mit meinem das gleiche zu
tun. Später, nach dem Tod wirst du reden. Du wirst von diesem
Gespräch berichten, damit man erfährt, dass Jesus
bewusst dem Tod entgegengegangen ist und zu den bekannten Qualen
auch noch die hinzugefügt hat, dass ihm nichts unbekannt
war, weder was die Person noch was sein Los betraf. Man
soll erfahren, dass Jesus, als er sich noch retten konnte, dies
nicht tun wollte, da seine unendliche Liebe zu den Menschen nur
danach brannte, das Opfer für sie zu vollbringen.»
658. Der Donnerstag vor dem Passahfest:
I. Der Tag. S. 135
- S. 142:
«Indem ich sterbe, gebe ich Leben.
Indem ich sterbe, baue ich auf. Indem ich sterbe, schaffe ich
das neue Volk. Im Opfer erringt man den Sieg. Wer sein Leben in
dieser Welt hasst, wird es für das ewige Leben
bewahren.»
- S. 143:
Jesus breitet die Arme in Kreuzform
aus, ein purpurrotes Kreuz vor dem weissen Marmor des Portikus,
erhebt das Antlitz, opfert sich betend auf und erhebt seine Seele
zum Vater.
- Und eine Stimme, mächtiger als der Donner, eine unwirkliches
Stimme insofern, dass sie keiner menschlichen Stimme gleicht und
doch von allen gut verstanden wird, erfüllt den ganzen heiteren
Himmel dieses herrlichen Apriltages, tönt gewaltiger als
die Akkorde einer riesigen, wunderbar klingenden Orgel und verkündet:
'Ich habe ihn verherrlicht, und ich werde ihn wieder verherrlichen.»
- S. 144:
Und Jesus fährt fort: «Nun ist
das Gericht über diese Welt. Nun wird der Fürst
der Finsternis hinausgeworfen
werden. Und ich werde, wenn ich von der Erde erhöht
bin, alle an mich ziehen, denn so wird der Menschensohn
erlösen.»
- S. 145:
«Aber die Gedanken meines Vaters sind
anders. Denn ich bin die Barmherzigkeit, er aber ist die Gerechtigkeit.
- Wahrlich, ich sage euch, wer meine Worte nicht hört
und sie nicht bewahrt, den richte ich nicht. Denn ich bin nicht
gekommen, die Welt zu richten, sondern die Welt zu retten.
Aber wenn ich auch nicht richte, so sage ich euch in Wahrheit,
dass es einen gibt, der euch für eure Werke richtet.
Mein Vater, der mich gesandt hat, richtet alle, die sein Wort
abweisen. Ja, wer mich verachtet und das Wort Gottes nicht anerkennt
und die Worte des Wortes nicht aufnimmt, der hat schon einen,
der ihn richtet: dasselbe Wort, das ich verkündet habe, wird
euch am Jüngsten Tag richten. Gott lässt seiner nicht
spotten. Und der verspottete Gott wird furchtbar sein für
alle, die ihn einen Irren und Lügner genannt haben. Denkt
alle daran, dass die Worte, die ihr von mir gehört habt,
von Gott kommen.»
S. 148:
«Und die Stimme Gottes, den ich heute im Tempel
Vater genannt habe und den ich gebeten habe, seinen Namen zu verherrlichen,
hat dem geantwortet, der ihn Vater nannte, und hat mich nicht
als Lügner oder Gotteslästerer
bezeichnet, wie es viele tun. Gott hat bestätigt, wer
ich bin. Sein Licht. »
659. Beschreibung des Abendmahlsaales; Abschied von der Mutter
vor dem letzten Abendmahl. S. 148
- S. 151:
«Die Hosanna von vor wenigen
Tagen haben sie trunken gemacht. Mama, für diese Stunde bin
ich gekommen, und aus der Sicht des Übernatürlichen
gehe ich ihr freudig entgegen. Aber mein Inneres fürchtet
sie auch, denn dieser Kelch heisst: Verrat, Verleugnung, Gewalt,
Lästerung und Verlassenheit. Steh mir bei, Mama.
Wie damals, als dein Gebet den Heiligen Geist
auf dich herabgerufen hat und du dadurch der Welt den von den
Völkern Erwarteten geschenkt hast. Ziehe nun auf deinen
Sohn die Kraft herab, die mir hilft, das Werk zu vollbringen,
um dessentwillen ich gekommen bin. Mama, leb wohl. Segne mich,
Mama; auch anstelle des Vaters. Und verzeih allen. Wir wollen
miteinander verzeihen. Schon jetzt wollen wir unseren Peinigern
verzeihen.»
660. Das Passahmahl. S. 152
- S. 159:
«Seht ihr also, dass mein Wort Wahrheit
ist? Aber nun hat der Herr alle seine Engel zurückgerufen.
Nun ist die Stunde der Dämonen
Die Engel des Herrn bedecken ihre
Augen mit ihren goldenen Flügeln. Sie verhüllen sich
und bedauern, dass ihre Flügel nicht die Farbe der Trauer
haben, denn dies ist die Stunde der Trauer, der grausamen Trauer,
des Sakrilegs
Heute abend sind keine Engel
auf der Erde. Sie sind am Thron Gottes,
um mit ihren Gesängen die Flüche der gottesmörderischen
Welt und die Klagen der Unschuldigen
zu übertönen. Wir sind allein
Ich und ihr: allein.
Und die Dämonen sind die Herren der Stunde.»
- S. 165:
Jesus setzt sich. Er streckt sich nicht aus,
sondern setzt sich so wie wir und sagt: «Nun, da der alte
Ritus beendet ist, feiere ich den neuen Ritus. Ich
habe euch ein Wunder der Liebe versprochen. Nun ist die Stunde,
es zu wirken. Deshalb habe ich dieses Passahfest
herbeigesehnt. Von nun an ist dies die Opfergabe, die in einem
ewigen Ritus der Liebe dargebracht werden wird. Ich habe euch
mein ganzes irdisches Leben lang geliebt, meine Freunde. Ich habe
euch seit aller Ewigkeit geliebt, meine Kinder. Ich will euch
lieben bis ans Ende. Es gibt nichts Grösseres als dies. Denkt
daran. Ich gehe von euch. Doch durch das Wunder, das ich nun
wirke, werden wir für immer vereint bleiben.»
- Jesus nimmt ein noch ganzes Brot und legt es auf den vollen
Kelch. Er segnet und opfert beides, bricht dann das Brot in dreizehn
Stücke, gibt jedem Apostel eines und sagt:
«Nehmet und esset. Das ist mein Leib. Tut dies zu meinem
Gedächtnis, denn ich verlasse euch.»
- Dann reicht er ihnen den Kelch und sagt: «Nehmet und
trinket. Das ist mein Blut. Das ist der Kelch des neuen Bundes
in meinem Blut und durch mein Blut, das für euch zur Vergebung
eurer Sünden vergossen wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis.»
- Jesu ist todtraurig. Jegliche Spur eines Lächelns, aller
Glanz und alle Farbe sind aus seinem Gesicht gewichen. Es ist
schon von Todesangst gezeichnet. Die Apostel betrachten
ihn bange.
- S. 168:
«Ich vermag alles, worum ich bitte. Ihr
habt es gesehen. Mein Wunsch hat genügt, und der Vater
hat dem Sohn erlaubt, sich den Menschen als Speise zu geben.
Durch das, was jetzt geschehen ist, ist der Menschensohn
verherrlicht; denn das Wunder, das nur den Freunden Gottes möglich
ist, beweist seine Macht. Je grösser das Wunder, desto
gewisser und tiefer ist diese Freundschaft Gottes. Es ist dies
ein Wunder, das in seiner Art, Dauer und Natur, und durch seine
Bedeutung und seine Tragweite nicht grösser sein könnte.
Ich sage euch: Es ist so gewaltig, so übernatürlich
und so unfassbar für den Hochmut des Menschen, dass nur sehr
wenige es verstehen werden, wie es verstanden werden muss, und
viele werden es leugnen. Was werde ich dann sagen? Fluch
über sie? Nein. Ich werde sagen: Erbarmen!
- S. 169:
«Und doch verlange ich einen bisher
nie erreichten Heroismus von ihr (Muttergottes),
im Vergleich zu dem Judith und Jael nur
die Heldentaten armer Frauen, die einer Rivalin am Dorfbrunnen
gegenübertreten, vollbracht haben. Und doch liebt mich
niemand wie sie. Und trotzdem verlasse ich sie und gehe
dorthin, wohin sie erst nach langer Zeit kommen kann. Das
Gebot, das ich euch gebe, gilt nicht für sie: 'Heiligt euch
Jahr für Jahr, Monat für Monat, Tag für
Tag, Stunde um Stunde, damit ihr zu
- S. 170:
«
mir kommen könnt, wenn eure
Stunde schlägt.' In ihr ist alle Gnade und
Heiligkeit. Sie ist das Geschöpf, das alles erhalten und
alles gegeben hat. Nichts ist hinzuzufügen oder wegzunehmen.
Sie ist der heiligste Beweis dessen, was Gott kann.»
- S. 170:
«Gerade deine Selbstsicherheit ist eine
List Satans, Balast, um dich zu beschweren, wird er
euch Furcht einflössen. Er wird euch einreden: 'Gott ist
nicht. Ich bin.' Und da ihr, obgleich
- S. 171:
«
starr vor Schrecken, noch vernünftig
denken könnt, werdet ihr verstehen: Wenn Satan
Herr der Stunde ist, stirbt das Gute und herrscht das Böse,
unterliegt der Geist und gewinnt das Menschliche die Oberhand.
Dann werdet ihr führerlosen, vom Feind verfolgten Kriegern
gleichen, und mit der Kopflosigkeit von Besiegten werdet ihr euren
Rücken vor dem Sieger beugen und den gefallenen Helden verleugnen,
damit man euch nicht tötet. Aber ich bitte euch, euer Herz
erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Gegen
allen Anschein, glaubt an mich. Glaubt an meine Barmherzigkeit
und an die des Vaters, sowohl der, der bleibt, als auch der, der
flieht.»
- S. 172:
«Schon so lange bin ich bei euch, und
du, Philippus, kennst mich noch nicht? Wer
mich sieht, sieht meinen Vater. Wie kannst du also sagen:
'Zeige uns den Vater'? Kannst du glauben, dass ich im Vater
bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch
rede, sage ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir lebt,
tut alle meine Werke. Ihr glaubt nicht, dass ich im Vater
bin und er in mir ist? Was muss ich sagen, damit ihr glaubt? Wenn
ihr den Worten nicht glaubt, dann glaubt wenigstens den Werken.
Ich sage euch, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird
die Werke tun, die ich tue, und er wird noch grössere tun,
denn ich gehe zum Vater. Und alles, um was ihr den Vater in meinem
Namen bitten werdet, werde ich tun, damit der Vater in seinem
Sohn verherrlicht werde. Mein wirklicher Name ist nur mir allein,
dem Vater, der mich gezeugt hat, und dem Heiligen Geist,
der aus unserer Liebe hervorgeht, bekannt. Und in diesem Namen
ist alles möglich. Wer mit Liebe an meinen Namen denkt, liebt
mich und wird erhalten, um was er bittet. Aber es genügt
nicht, mich zu lieben. Es ist nötig, meine Gebote zu halten,
um die wahre Liebe zu haben. Es sind die Werke, die die Gefühle
bezeugen. Um dieser Liebe willen werde ich den Vater bitten,
und er wird euch einen anderen Tröster senden, der immer
bei euch bleibt. Einen, dem Satan und die Welt
nichts anhaben können, den Geist der Wahrheit, den die Welt
nicht empfangen und gegen den sie nichts ausrichten kann, weil
sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Sie wird ihn verlachen. Aber
er ist so erhaben, dass der Spott ihn nicht trifft, während
er, der über alle Massen barmherzig ist, immer mit denen
sein wird, die ihn lieben, selbst wenn sie arm und schwach sind.
Ihr werdet ihn kennenlernen, denn er ist schon bei euch, und bald
wird er in euch sein. Ich lasse euch nicht als Waisen zurück.
Ich habe euch schon gesagt: 'Ich werde zu euch zurückkehren.'
Aber schon vor der Stunde, da ich euch holen und in mein Reich
führen werde, komme ich. Zu euch komme ich.»
- S. 173:
«An jenem Tag werdet ihr erkennen,
dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. Denn
wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, er mich liebt.»
- Habt diesen Frieden in euch, damit ihr euch nicht zu verlassen
fühlt. Wer im Frieden Gottes leidet, leidet, aber er lästert
und verzweifelt nicht.
- S. 175:
(Petrus) «Aber warum hast
du ihn nicht besiegt? Konntest du es nicht?»
- «Ich hätte es gekonnt. Aber um zu verhindern,
dass Satan Fleisch annimmt, um mich
zu töten, hätte ich das ganze Menschengeschlecht
vor der Erlösung ausrotten müssen.
Was hätte ich dann noch erlöst?»
- S. 176:
«Aber ihr dürft sie nicht hassen
und ihnen Böses mit Bösem vergelten. Sonst wird der
Vater euch hassen. Vor euch haben sie mich gehasst und verraten.
Und doch, ihr seht es, ich hasse nicht. Die Welt kann nicht
lieben, was anders ist als sie. Daher wird sie euch nicht
lieben. Wenn ihr von der Welt wäret, würde sie euch
lieben; aber ihr seid nicht von der Welt, da ich euch von der
Welt auserwählt habe. Deshalb werdet ihr gehasst.»
661. Betrachtungen über das letzte Abendmahl. S. 178
- S. 179:
2. Die Macht des Gebetes Marias
- Ich war fleischgewordener Gott. Ein Fleisch,
das, weil ohne Makel, die geistige Kraft besass,
das Fleisch zu beherrschen. Dennoch habe ich die Hilfe der
Gnadenvollen nicht verschmäht,
sondern vielmehr darum gebeten; denn wenn sie auch in dieser Stunde
der Sühne den Himmel über sich verschlossen fand, so
doch nicht so vollständig, dass es ihr, der Königin
der Engel, nicht gelungen wäre, dem Himmel einen
Engel abzuringen als Trost für ihren Sohn. Oh, nicht
für sich selbst, die arme Mama! Auch sie hat die Bitterkeit
verkostet, vom Vater verlassen zu sein; aber dieser für
die Erlösung aufgeopferte Schmerz hat
mir die Kraft erlangt, die Todesangst im Ölgarten
zu überwinden und die Passion durchzustehen
in der Vielfalt ihrer Schmerzen, von denen jeder dazu diente,
eine bestimmte Art und Weise der Sünde zu tilgen.
- 3. Sich selbst zu beherrschen und Beleidigungen zu erdulden
-was der höchste Grad der Liebe ist - gelingt nur denen,
die das Gebot der Liebe zum Leitsatz ihres Lebens machen.
Das Gebot der Liebe, das ich nicht nur gelehrt, sondern auch in
die Tat umgesetzt habe.
- S. 180:
«Wer das Sakrament
entweiht, stirbt immer den Tod der Verzweifelten. Er kennt
nicht den sanften Übergang eines Menschen im Stand der Gnade,
noch den heroischen Übergang des Opfers, das unter schweren
Leiden, aber mit zum Himmel gerichtetem Blick stirbt und dessen
Seele des Friedens gewiss ist. Der Tod des Verzweifelten ist
furchtbar und voller Schrecken. Es ist ein entsetzlicher Kampf
der Seele, die sich schon in den Klauen
Satans windet, der sie würgt, um sie aus dem
Leib zu reissen, und sie mit seinem Pesthauch
erstickt. Das ist der Unterschied zwischen einem Menschen,
der ins andere Leben hinübergeht, nachdem er sich in diesem
von Liebe, Glauben, Hoffnung und jeder anderen Tugend,
von der himmlischen Lehre und dem Brot der Engel genährt
hat, dessen Früchte, oder besser noch, dessen wirkliche Gegenwart
ihn auch auf der letzten Reise begleitet, und dem Menschen, der
nach einem lasterhaften Leben den Tod des Verworfenen stirbt,
den die Gnade und das Sakrament nicht trösten. Ersteres ist
das sanfte Ende des Heiligen, dem der Tod das ewige Reich öffnet.
Das andere ist der furchtbare Fall des Verdammten,
der sich in den ewigen Tod stürzen sieht und in einem Augenblick
erkennt, was er aus eigenem Willen verloren hat, und dass er nun
nichts mehr wiedergutmachen kann.»
662. Die Todesangst und die Gefangennahme in Gethsemane. S.
181
663. Die verschiedenen Prozesse. S. 198
- S. 194:
«Oh!» sagte er. «Zu bitter
ist dieser Kelch! Ich kann nicht! Ich kann nicht! Es geht über
meine Kräfte. Alles konnte ich! Aber dies nicht
Nimm
ihn von mir, Vater, von deinem Sohn! Erbarme dich meiner!
Was habe ich getan? Womit habe ich dies verdient?» Dann beruhigt
er sich und sagt: «Mein Vater, höre nicht auf meine
Worte, wenn sie erbitten, was gegen deinen Willen ist. Denke nicht
daran, dass ich dein Sohn bin, sondern nur daran, dass ich dein
Diener bin. Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.»
- S. 198:
«Steckt die Waffen in die Scheide. Ich
befehle es. Wenn ich wollte, würden die Engel
des Vaters mich verteidigen. Und du, sei heil. Zuerst an der Seele,
wenn du kannst.» Und bevor Jesus seine Hände fesseln
lässt, berührt er das Ohr und heilt es.
- S. 203:
«Nein: Aufrichtiger. Du beschuldigst mich,
euch zu beleidigen. Aber hasst ihr denn nicht alle? Einer hasst
den anderen. Nun vereint euch der Hass gegen mich. Aber morgen,
wenn ihr mich getötet habt, wird der Hass noch unbarmherziger
zu euch zurückkehren, und ihr werdet verfolgt von dieser
Hyäne und mit dieser Schlange im Herzen leben. Ich habe die
Liebe gelehrt, aus Mitleid mit der Welt. Ich habe gelehrt, nicht
habgierig zu sein und Barmherzigkeit zu üben. Wessen beschuldigst
du mich?»
- «Dass du eine neue Lehre eingeführt hast.»
- «O Priester! In Israel
wimmelt es von neuen Lehren. Die Essener
haben die ihre, die Zadokiter die ihre, die Pharisäer
die ihre, alle haben sie ihre geheime Lehre; für den einen
ist es die Lust, für den anderen das Gold, für
den dritten die Macht, und jeder hat seinen Götzen.
Ich nicht. Ich habe das mit Füssen getretende Gesetz
meines Vaters, des ewigen Gottes, erneut aufgegriffen und habe
einfach wieder die Zehn Gebote des Dekalogs
gepredigt. Ich habe mir keine Ruhe gegönnt, um sie in
den Herzen zu verankern, die sie nicht mehr kannten.»
- S. 207:
Und Jesus entgegnet diesem wie dem vorigen
sanft: «Wenn ich recht geredet habe, warum schlägst
du mich? Wenn ich unrecht geredet habe, warum sagst du mir nicht,
worin ich gefehlt habe? Ich wiederhole: Ich bin der Christus,
der Sohn Gottes. Ich kann nicht lügen.
Der Hohepriester, der Ewige Priester,
bin ich. Ich allein trage das wahre Brustschild,
auf dem geschrieben steht: Lehre und Wahrheit. Diesen bin
ich treu. Bis zum Tod, dem schändlichen Tod in den
Augen der Welt, dem heiligen Tod in den Augen Gottes, bis zu seligen
Auferstehung. Ich bin der Gesalbte. Der
Hohepriester und König bin ich. Ich bin im Begriff, mein
Szepter zu ergreifen und damit, wie mit einer Wurfschaufel,
die Tenne zu reinigen. Dieser Tempel wird zerstört
werden und neu und heilig wiedererstehen. Denn dieser hier ist
verdorben, und Gott überlässt ihn seinem Schicksal.»
- «Du Gotteslästerer!» schreien alle im Chor.
- «In drei Tagen willst du ihn wieder aufbauen, du Verrückter,
Besessener?«
- «Nicht dieser, sondern meiner wird errichtet werden,
der Tempel des wahren Gottes, des lebendigen und
dreimal heiligen Gottes.»
- «Anathema!» schreien sie wieder im
Chor.
- Kaiphas erhebt seine heisere Stimme, zerreisst
seine linnenen Gewänder in einer einstudierten Geste des
Entsetzens und sagt: «Was brauchen wir noch Zeugen? Die
Gotteslästerung ist ausgesprochen.
Was tun wir nun? Und alle im Chor: «Er ist des Todes schuldig!»
- S. 214:
«Mein Reich ist nicht von dieser Welt.
Wäre es von dieser Welt, so hätten meine Diener und
Soldaten gekämpft, und die Jude hätten mich
nicht gefangengenommen. Aber mein Reich ist nicht von dieser Welt.
Und du weisst, dass ich nicht nach Macht strebe.»
- «Das ist wahr. Ich weiss es. Es ist mir gesagt worden.
Doch du leugnest nicht, dass du ein König bist?»
- «Du sagst es. Ich bin ein König. Dazu bin
ich in die Welt gekommen: dass ich für die Wahrheit Zeugnis
ablege. Wer die Wahrheit liebt, hört auf meine Stimme.»
- «Was ist Wahrheit? Bist du ein Philosoph?
Das hilft nichts angesichts des Todes. Sokrates
ist trotzdem gestorben.»
- «Aber es hat ihm geholfen im Leben. Es hat ihm geholfen,
gut zu leben. Und auch gut zu sterben und in das zweite Leben
einzugehen ohne den Namen: Verräter der bürgerlichen
Tugenden.»
- «Beim Jupiter!» Pilatus schaut ihn
einige Augenblicke bewundernd an. Dann ergreift sein sarkastischer
Skeptizismus wieder von ihm Besitz. Er macht
eine gelangweilte Geste, kehrt ihm den Rücken und wendet
sich wieder den Juden zu.
- «Ich finde keine Schuld an ihm.»
- Die Menge tobt, da sie befürchtet, ihre Beute zu verlieren
und auf das Schauspiel der Hinrichtung verzichten zu müssen.
Sie schreit: «Er ist ein Rebell!» «Ein Gotteslästerer!»
«Er fördert die Unzucht!» «Er ruft zum Aufstand
auf!» «Er verweigert dem Caesar die gebührende
Achtung!» «Er gibt sich als Prophet aus,
ohne es zu sein!» «Er treibt Zauberei!»
«Er ist ein Satan!» «Er wiegelt das
Volk auf durch seine Lehren und lehrt nicht nur in Galiläa,
von wo er gekommen ist, sondern auch in Judäa!»
«Tod für ihn! Tod!»
- S. 215:
«Ein Galiläer
ist er? Bist du ein Galiläer?» Pilatus
wendet sich Jesus zu. «Hörst du, wessen sie dich anklagen?
Verteidige dich!»
- Aber Jesus schweigt.
- S. 221:
Jesus steht aufrecht da, und ich (Valtorta)
kann versichern: Niemals war er so erhaben wie jetzt. Nicht
einmal, als er die grössten Wunder vollbrachte. Der Adel
des Schmerzes! Aber so göttlich, dass er schon allein deshalb
als Gott anerkannt werden müsste. Doch um diesen Namen sagen
zu können, muss man wenigstens ein Mensch sein. In Jerusalem
gibt es heute aber keine Menschen, sondern nur Dämonen.
- S. 223:
Pilatus wird von Menschenfurcht
ergriffen. «Ihr wollt also seinen Tod? Es sei denn. Aber
das Blut dieses Gerechten sei nicht an meinen Händen.»
Pilatus lässt sich ein Becken bringen und wäscht sich
die Hände im Beisein des Volkes, das in Raserei gerät
und schreit: «über uns, über uns komme sein
Blut. Über uns und unsere Kinder komme es, Wir fürchten
ihn nicht. Ans Kreuz! Ans Kreuz!»
- Pontius Pilatus geht zu seinem Thron
zurück und ruft den Centurio Longinus
und einen Sklaven zu sich. Von dem Sklaven lässt er sich
einen Tisch und ein Schild bringen, auf das er schreiben lässt:
«Jesus von Nazareth, der König der
Juden.» Dann zeigt er es dem Volk.
- «Nein, nicht so. Nicht König der Juden.
Schreibe, dass er behauptet hat, der König der Juden zu sein.»
- «Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben!»
sagt Pilatus hart. Er steht sehr gerade, streckt
die Hand aus mit nach vorne gekehrter und nach unten zeigender
Handfläche und befiehlt: «Dann soll er ans Kreuz! Soldat,
geh. Bereite das Kreuz vor.» (Ibis ad crucem! I, miles,
expedi crucem.) Er steigt von seinem Podest herab und verlässt
das Atrium, ohne sich auch nur zu der lärmenden
Menge oder dem bleichen Verurteilten umzudrehen.
- Jesus bleibt unter Aufsicht der Soldaten in der Mitte des
Atriums stehen, in Erwartung des Kreuzes.
- S. 223:
(Kleingedruckt) Sein schmerzerfülltes
Antlitz zieht mich an und entzückt mich. Er ist schön,
wenn er der Meister oder der auferstandene Christus
ist. Aber dieser Anblick macht mir nur Freude. Der
- S. 224:
«
jetzige hingegen flösst
mir eine so tiefe Liebe ein, dass die Liebe einer Mutter zu ihrem
kranken Kind nicht grösser sein kann.
- Ja, ich verstehe. Die mitleidende Liebe ist die Kreuzigung
des Geschöpfes, das dem Meister bis zu letzten Qual folgt.
Es ist eine despotische Liebe, die jeglichen anderen Gedanken
ausschliesst, der sich nicht auf seinen Schmerz bezieht. Man gehört
sich selbst nicht mehr. Man lebt, um ihn in seiner Qual zu trösten,
und seine Qual ist unser Schmerz, der uns tötet, nicht nur
im übertragenen Sinn. Und doch ist jede durch diesen Schmerz
vergossene Träne für uns wertvoller als eine Perle,
und jeder Schmerz, der dem seinen ähnlich erscheint, ist
uns erwünschter und begehrenswerter als ein Schatz. Pater,
ich habe mich bemüht zu sagen, was ich empfinde. Aber es
ist zwecklos. Von allen Ekstasen, die Gott mir
schenken kann, wird die seines Leidens immer jene sein, die meine
Seele in den siebten Himmel trägt. Aus Liebe zu sterben in
der Betrachtung meines leidenden Jesus scheint mir der schönste
Tod zu sein.
664. Anmerkungen über das Verhalten des Pilatus
Jesus gegenüber. S. 224
- S. 224:
«Sie haben auch heute noch ihresgleichen.
All jene, die insgeheim schlecht handeln und nach aussen vorgeben,
die Religion zu achten und Gott zu lieben, sind
wie sie. Floskeln, Phrasen, aber keine wahre Religion! Sie stossen
mich ab, ich verachte sie.
- S. 225:
«Als Heuchler, nun zum zweiten Mal, wollten
die Juden die Verurteilung nicht aussprechen. Es ist
wahr, dass Rom die oberste Gerichtsbarkeit
innehatte. Als aber beispielsweise Stephanus
gesteinigt wurde, herrschte Rom noch immer über Jerusalem.
Und trotzdem beschlossen und sprachen die Juden das Urteil aus
und vollzogen die Hinrichtung, ohne sich im geringsten um Rom
zu kümmern. Mit mir, den sie nicht liebten, sondern hassten
und fürchteten - denn sie wollten nicht an mich als an den
Messias glauben, sie wollten mich aber auch nicht
töten, falls ich es etwa doch wäre - verfuhren sie auf
andere Art. Sie klagten mich an als Aufwiegler gegen die Macht
Roms, ihr würdet sagen, als Rebell, um zu erreichen,
dass Rom mich verurteilt. In ihren schändlichen Versammlungen,
und dies mehrmals in den drei Jahren meines öffentlichen
Wirkens, hatten sie mich als Gotteslästerer und falschen
Propheten angeklagt. Als solchen hätten sie
mich steinigen oder auf irgendeine Art töten müssen.
Aber nun, um das Verbrechen nicht direkt zu begehen, denn sie
wissen instinktiv, dass es bestraft werden wird, lassen sie es
Rom ausführen, indem sie mich als Missetäter und Rebell
anklagen. Wenn das Volk verderbt ist und die Vorsteher besessen
sind, ist nicht leichter, als einen Unschuldigen anzuklagen, um
die eigenen Zornesgelüste an ihm auszulassen und jemanden
aus der Welt zu schaffen, der ein Hindernis darstellt und als
Richter empfunden wird.
- Wir befinden uns heute wieder in einer ähnlichen Zeit
wie damals. Immer wieder einmal erfolgt in der Welt, nachdem sie
perverse Ideen ausgebrütet hat, ein Ausbruch, eine Kundgebung
von Verderbtheit. Wie eine riesige Schwangere gebiert die Menge
ein Ungeheuer, das sie zuvor in ihrem Busen mit den Lehren einer
reissenden Bestie genährt hat, auf dass es verschlinge. Und
es verschlingt, zuerst die Guten, dann sich selbst. »
- S. 226:
«Oh, Kinder, meine Kinder! Oh, meine Pilatusse
von heute! Auch ihr schüttelt, wie Pontius Pilatus, mit
einem Achselzucken die lebenswichtigsten Fragen ab. Sie scheinen
euch unnütze überholte Dinge. Was ist Wahrheit? Geld?
Nein. Frauen? Nein, Macht? Nein. Ein gesunder Körper? Nein.
Menschliche Ehre? Nein. Also ist es besser, die Sache zu vergessen.
Es lohnt sich nicht einer Schimäre nachzulaufen. Frauen,
Geld, Macht, Gesundheit, Bequemlichkeit und Ehren, das sind konkrete,
nützliche Dinge, begehrens- und erstrebenswert um jeden Preis.
So argumentiert ihr. Schlimmer als Esau verschleudert
ihr die ewigen Güter für ein schlechtes Gericht,
das der Gesundheit des Leibes und der Seele schadet. Warum besteht
ihr nicht darauf, zu erfahren, was Wahrheit ist? Sie, die Wahrheit,
wartet nur darauf, sich zu erkennen zu geben und euch zu belehren.
Sie steht vor euch wie vor Pilatus uns sieht euch mit liebevollen
Augen bittend an: 'Frage mich, ich werde dich unterweisen.»
- S. 228:
«Ihr wisst wer ich bin. Auch die, die
mich leugnen, wissen, dass ich bin und wer ich bin. Lügt
nicht. Zwanzig Jahrhunderte
sprechen für mich, zeigen euch, wer ich bin, und belehren
euch über meine Wunder. Pilatus ist eher
zu verzeihen. Nicht euch, die ihr zweitausend Jahre Christentum
hinter euch habt, die euren Glauben stützen
oder euch zum Glauben führen müssten. Aber ihr wollt
davon nichts wissen. Trotzdem war ich mit Pilatus strenger als
mit euch. Ich habe ihm nicht geantwortet. Mit euch spreche
ich. Und doch gelingt es mir nicht, euch zu überzeugen, dass
ich es bin, dass ihr mir Anbetung und Gehorsam schuldet. Auch
jetzt beschuldigt ihr mich, dass ich mich selbst zerstöre
in euch, weil ich euch nicht erhöre. Ihr sagt, dass ihr deshalb
den Glauben verliert. Oh, ihr Lügner! Wo ist euer Glaube?
Wo ist eure Liebe? Wann betet ihr denn und lebt mit Liebe und
Glauben? Seid ihr angesehen? Vergesst nicht, dass ihr es seid,
weil ich es erlaube. Seid ihr Namenslose in der Menge? Denkt daran,
dass es keinen Gott gibt als mich. Niemand ist grösser als
ich und niemand hat Vorrang vor mir. Gebt mir daher die Liebe,
die mir zusteht, und ich werde euch erhören, denn ihr werdet
nicht mehr Bastarde sein, sondern Kinder Gottes.»
665. Judas von Kerioth nach seinem
Verrat. S. 229
- S. 233:
«Euer Geld, ihr Verfluchten, will ich
nicht!» schreit Judas und steht dabei
mitten im Saal, genau an der Stelle, wo noch vor kurzem Jesus
gestanden ist. Er gleicht einem Dämon der
Hölle. Blutig, rasend, mit wirrem Haar,
Schaum vor dem Mund und Händen wie Klauen schreit er, bellt
fast, so rauh, heiser und heulend ist seine Stimme. «Euer
Geld, ihr Verfluchten, will ich nicht. Ihr seid mein Verderben.
Ihr habt mich die grösste Sünde begehen lassen. Wie
ihr, wie ihr bin ich nun verflucht. Ich habe unschuldiges Blut
verraten. Dieses Blut und mein Tod mögen über euch kommen.
Über euch
Nein! Ach!
» Judas sieht den
blutbefleckten Boden. «Ach hier Blut! Überall Blut!
Überall Blut! Ach, wieviel Blut hat das Lamm Gottes,
dass es ohne zu sterben die Erde damit bedecken kann.
Und ich habe es vergossen! Ihr habt mich dazu angestiftet! Ihr
Verfluchten! Ihr Verfluchten! Ihr auf ewig Verfluchten! Verflucht
seien diese Mauern! Verflucht dieser geschändete Tempel!
Verflucht der gottesmörderische Hohepriester!
Verflucht seien die unwürdigen Priester, die
falschen Gelehrten, die heuchlerischen Pharisäer,
die grausamen, die arglistigen Schriftgelehrten!
Fluch auch über mich! Über mich
- S. 234:
«
Fluch! Über
mich! Nehmt euer Geld, und möge es euch die Seele im Leib
erwürgen wie mich der Strick!» Judas
wirft Kaiphas den Beutel ins Gesicht und läuft
heulend fort, während die Münzen klingend über
den Boden springen, nachdem sie den Mund des Hohenpriesters blutig
geschlagen haben.
666. «Wenn Judas sich der Mutter
zu Füssen geworfen und um Erbarmen gefleht hätte, dann
hätte die Barmherzigkeit ihn wie einen Verwundeten aufgehoben».
S. 237
- S. 237:
Jesus sagt: «Schrecklich, aber nicht unnütz.
Zu viele glauben, Judas habe nichts
besonders Schlimmes getan. Einige gehen sogar so weit zu sagen,
er habe sich Verdienste erworben, denn ohne ihn sie die Erlösung
nicht möglich gewesen und daher sei der vor Gott gerechtfertigt.
- In Wahrheit sage ich euch, hätte es die Hölle
noch nicht gegeben, wäre sie nicht vollendet gewesen mit
allen ihren Qualen, so wäre sie für Judas
noch furchtbarer und ewig geschaffen worden; denn von allen Sündern
und Verdammten ist er der grösste Sünder
und der am tiefsten Verdammte, und für ihn wird es in Ewigkeit
keine Milderung der Strafe geben.»
- S. 238:
«Wenn einer fällt, ohne den Willen
zu fallen, verzeihe ich ihm. Petrus ist ein Beispiel.
Er hat mich verleugnet. Warum? Er wusste es selbst nicht genau.
War Petrus feige? Nein, mein Petrus ist kein Feigling. In
Gegenwart der Kohorte und der Tempelwachen hat er
es gewagt, Malchus zu verletzen, um mich zu verteidigen,
und sich so der Gefahr ausgesetzt, dafür umgebracht zu werden.
Er ist dann geflohen, ohne es zu wollen. Danach hat er mich verleugnet,
ohne es zu wollen. Später aber hat er es sehr wohl fertiggebracht,
auf dem blutigen Weg des Kreuzes, meinem Weg, zu bleiben und fortzuschreiten,
bis zu seinem Kreuzestod. Und sehr gut hat
er es verstanden, Zeugnis von mir abzulegen, bis man ihn wegen
seines unerschrockenen Glaubensbekenntnisses tötete.
Ich verteidige meinen Petrus. Die Verleugnung seines
Herrn ist die letzte Verwirrung seiner Menschlichkeit gewesen.
Doch der Wille des Geistes war in diesem Augenblick nicht gegeben.
Abgestumpft durch die Last des Menschlichen schlief er. Als er
wieder erwachte, wollte er nicht länger in der Sünde
verharren, sondern vollkommen werden. Ich habe ihn sofort verziehen.
- Judas wollte nicht. Du sagst,
dass er wahnsinnig und tollwütig zu sein schien. Er war es
in seiner satanischen Wut.
Wer schuldig ist, sieht überall
furchterregende Schatten. Satan benützt
diese Schatten, die das Herz noch zur Reue führen könnten,
und verwandelt sie in Schreckgespenster, die zur Verzweiflung
treiben. Und die Verzweiflung führt zum letzen Verbrechen:
zum Selbstmord.
- Meine Mutter - und sie war die Gnade, die sprach,
und meine Schatzmeisterin, die in meinem
Namen Vergebung schenkte - sagte es ihm
'Bereue Judas,
Er verzeiht
' Oh, und ob ich ihm verziehen hätte!
Wenn er sich der Mutter zu Füssen geworfen und gefleht
hätte: 'Erbarmen', hätte sie, die Barmherzigkeit, ihn
wie einen Verwundeten aufgehoben und seine satanische Wunden,
durch die der Feind ihm das Verbrechen eingeimpft hatte, mit ihren
rettenden Tränen gewaschen; sie hätte ihn zu mir
- S. 239:
«
an den Fuss des Kreuzes gebracht,
sie hätte ihn an der Hand gehalten, damit Satan
ihn nicht packen und die Jünger ihn nicht erschlagen könnten,
sie hätte ihn gebracht, und mein Blut wäre zuerst auf
ihn, auf den grössten aller Sünder gefallen. Und
sie wäre die wunderbare Priesterin an ihrem
Altar zwischen der Reinheit und der Schuld gewesen;
denn sie ist die Mutter der Jungfräulichen und der Heiligen,
aber auch die Mutter der Sünder.
- Aber er wollte nicht. Denkt nach über die Macht eures
Willens, dessen unumschränkter Herr ihr seid. Durch ihn könnt
ihr in den Himmel oder in die Hölle kommen.
Denkt darüber nach, was es heisst, in der Sünde zu verharren.»
668. Johannes holt die Mutter. S. 248
669. Vom Prätorium zum Kalvarienberg. S. 252
- S. 259:
Eine andere hat eine junge Dienerin dabei,
die ein Kästchen trägt. Sie öffnet es, nimmt ein
feines viereckiges Leinentuch heraus und reicht es dem Erlöser.
Das nimmt er an. Da er es mit nur einer Hand nicht auf sein Gesicht
drücken kann, hilft ihm die Mitleidige und achtet darauf,
die Dornenkrone nicht zu berühren. Jesus drückt das
frische Linnen eine ganze Weile auf sein armes Antlitz, als ob
es eine grosse Wohltat für ihn wäre. Dann gibt er das
Tuch zurück und sagt: «Danke, Johanna,
danke Nike, Sara
Marcella
Elisa
Lydia
Anna
Valeria
und du
Aber weint nicht
über mich
Töchter Jerusalems
sondern über eure Sünden
und die Sünden
eurer Stadt
Sei glücklich
Johanna
dass du keine
Kinder zu haben
damit sie nicht
unter diesem hier
leiden müssen
Auch
du
Elisa
Besser so
als unter den Gottesmördern
Und ihr, Mütter
weint über
eure
Kinder
denn diese Stunde wird nicht unbestraft
vorübergehen
Und was für eine Strafe
da der Unschuldige
solches hat erleiden müssen
Dann werdet ihr
weinen
dass ihr empfangen habt
Wahrlich, ich sage
euch
glücklich jene
die dann
als erste
unter den Trümmern
fallen
Ich segne
euch
Geht nach Hause
Betet
für mich.
Lebt wohl,
Jonathan
führe sie weg
»
Begleitet von dem lauten Klagen der weinenden Frauen und den Verwünschungen
der Juden, geht Jesus weiter.
670. Die Kreuzigung. S. 265
671. Das Grab des Josephs von Arimathäa; Die furchtbare
Seelenqual Marias und die Einbalsamierung des Erlösers.
S. 289
- S. 292:
(Maria) «Ich war auf den Knien, als er
zart und rosig in einer Dezembernacht zu wimmern begann. Ich werde
in dieser Nacht der Welt, die keinen Christus mehr
hat, hier auf den Knien sein. Oh! Wahre Nacht! Das Licht ist
nicht mehr!
O eisige Nacht! Die Liebe ist tot! Was sagst
du, Nikodemus! Dass ich mich verunreinige? Sein
Blut verunreinigt nicht. Ich habe mich auch nicht verunreinigt,
als ich ihn empfangen und geboren habe. Ach, wie tratest du hervor,
Blüte meines Schosses, ohne eine Faser zu beschädigen;
wie die Blüte einer duftenden Narzisse, die aus dem Herzen
der mütterlichen Zwiebel entspringt und erblüht, ohne
dass die Umarmung der Erde sie berührt. Jungfräuchliches
Erblühen, das dem deinen gleicht, o Sohn, aus himmlischer
Umarmung entstanden und geboren unter dem strahlenden Glanz des
Himmels.»
- S. 298:
Jesus sagt: «Und diese Qual hat in
periodischen Anfällen bis zum Sonntagsmorgen fortgedauert.
Für mich gab es bei der Passion eine einzige
Versuchung. Die Mutter hingegen, Die Frau, musste für die
Frau, die an allem Bösen schuldig war, immer wieder büssen.
Und Satan hat sich auf die Siegerin mit hundertfacher
Grausamkeit gestürzt. Maria hat ihn besiegt. Deshalb wartete
auf Maria die schrecklichste Versuchung. Die Versuchung des Fleisches
der Mutter. Die Versuchung des Herzens der Mutter. Die Versuchung
des Geistes der Mutter. Die Welt glaubt, die Erlösung
sei bei meinem letzten Atemzug vollendet gewesen. Nein. Die Mutter
hat sie vollendet durch die Hinzufügung ihrer dreifachen
Qual, um von der dreifachen Begierlichkeit zu erlösen. Drei
Tage hat sie Satan bekämpft, der sie dazu bringen wollte,
mein Wort zu verleugnen und nicht an meine Auferstehung zu glauben.
Maria war die einzige, die weiterhin geglaubt hat. Sie ist gross
und heilig auch dieses Glaubens wegen.
- Nun hast du auch dies kennengelernt. Die Qual, die das Gegenstück
zur Qual meines Gethsemane ist. Die Welt wird
diese Seite nicht verstehen; doch jene, 'die in der Welt sind,
aber nicht von der Welt', werden sie verstehen und ihre Liebe
zur Schmerzensmutter wird dadurch wachsen.
Dazu habe ich sie gegeben. Geh in Frieden mit unserem Segen.»
672. Die Rückkehr zum Abendmahlsaal. S. 299
673. Die Nacht des Karfreitags. S. 310
674. Die Klage der Jungfrau. S. 315
- S. 318:
«Wie viele, wie viele Wunden! Wie viele
Schmerzen! Oh, mein Jesus, mein ganz von Wunden bedeckter Jesus!
So verwundet! So getötet! Nein. Nein. Nein, Herr, das kann
nicht wahr sein! Ich bin von Sinnen! Jesus tot? Ich fiebere. Jesus
kann nicht sterben! Leiden, ja, aber nicht sterben! Er ist das
Leben! Er ist der Sohn Gottes. Er ist Gott.
Und Gott stirbt nicht.
- Stirbt nicht! Aber warum hat er dann 'Jesus' geheissen?
Was bedeutet 'Jesus'? Es bedeutet
Oh, es bedeutet 'Erlöser'!
Er ist tot! Er ist tot, weil er der Erlöser ist. Er musste
alle erlösen und sich selbst dahingeben
Ich fiebere
nicht, o nein. Ich bin nicht von Sinnen. Nein. Wäre ich es
nur! Ich würde weniger leiden. Er ist tot. Hier ist sein
Blut. Hier ist seine Dornenkrone. Hier sind die drei Nägel.
Mit diesen, mit diesen haben sie ihn durchbohrt!
- Menschen, seht, womit ihr Gott, meinen Sohn, durchbohrt
habt! Und ich muss euch verzeihen. Und ich muss euch lieben. Denn
auch er hat verziehen. Denn er verlangt von mir, dass ich euch
liebe. Er hat mich zu eurer Mutter gemacht, zur Mutter der Mörder
meines Sohnes! Eines seiner letzten Wort im Kampf gegen das Todesröcheln
war: 'Mutter, siehe da deinen Sohn
deine Kinder.' Selbst
wenn ich nicht die Gehorsame wäre, so hätte ich doch
heute gehorchen müssen, denn es war der Befehl eines Sterbenden.
- Sieh, Jesus, ich verzeihe. Ich liebe sie. Ach! Es zerreisst
mir das Herz bei dieser Verzeihung, bei dieser Liebe!
»
- S. 326:
«'Der Sabbat ist tot',
sage auch ich mit Joseph. Die neue Zeit hat begonnen.
Andere Gesetze, andere Opfer und andere Zeremonien
wird es in ihr geben.»
675. Der Tag des Karsamstags. S. 330
- S. 331:
«Bist du verletzt?» (Manaen) «Nun
ja
Nicht der Rede wert. Ein Arm tut mir ein wenig weh.»
«Vielleicht unseretwegen? Warst du deshalb nicht dort oben?»
«Ja, deshalb. Und nur dies schmerzt mich. Nicht die Wunde.
Der Rest des Pharisäertums, des Hebräertums,
des Satanismus - den Satanskult
ist der Kult Israels geworden - der noch in mir
war, ist mit diesem Blut aus meinen Adern geflossen. Ich bin wie
ein Kind, das nach der Durchtrennung der Nabelschnur keine Verbindung
mit dem Blut der Mutter mehr hat; die wenigen Tropfen, die noch
in der abgetrennten Schnur sind,
- S. 332:
«
können nicht eindringen,
da sie durch das Leinenband abgebunden sind. Sie fallen zu Boden,
sind nun nutzlos. Das Neugeborene lebt mit seinem eigenen Herzen
und seinem eigenen Blut. So ergeht es mir.»
- S. 336:
«Wo ist seine Kirche?» fragt
Longinus leicht ironisch.
- (Muttergottes) «Hier ist sie. Heute ist sie verfolgt
und zerstreut. Doch morgen wird sie sich vereinigen wie ein Baum,
der seinen Wipfel nach einem Sturm wieder aufrichtet. Und wenn
auch sonst niemand mehr da wäre, ich bin da. Und das Evangelium
Jesu Christi, der der Sohn Gottes und mein Sohn
ist, steht in meinem Herzen geschrieben. Ich brauche nur in mein
Herz zu sehen, um es euch wiederholen zu können.»
676. Die Nacht des Karsamstags. S. 340
- S. 340:
(Die Schmerzensmutter) «Einen Augenblick
nicht länger. Aber mir schien, dass in das Meer der
Bitterkeit, das mich seit drei Tagen zornig überflutete,
ein Tropfen friedvoller Süssigkeit gefallen sei. Das verschlossene
Gewölbe des Himmels schien sich einen Spalt geöffnet
zu haben, und ein Strahl leuchtender Liebe fiel auf die Verlassene.
Ich glaubte, dass aus unendlichen Fernen eine unirdische Stimme
flüsterte: 'Es ist wirklich vollbracht.' Und mein
zuvor untröstliches Gebet wurde ruhig. Es wurde in den leuchtenden
Frieden getaucht - oh, nur einen Widerschein des leuchtenden Friedens
- der meine Berührung mit Gott im Gebet war
Meine
Gebete!
Maria, hast du deinen Alphäus sehr geliebt,
als du die bräutliche Jungfrau warst?»
Maria
des Alphäus verliert sich in
der Ekstase der Erinnerung. Dann fragt sie: «Aber warum diese
Frage?»
- «Um dir zu erklären, was meine Gebete für
mich waren. Verhundertfache deine Gefühle, vervielfache sie
tausendmal und abertausendmal, dann wirst du verstehen, was das
Gebet immer für mich war, die Erwartung jener Stunde. Ja,
ich glaube, auch wenn ich nicht im Frieden der
- S. 341:
«
der Grotte oder meines Zimmers
gebetet, sondern die Arbeiten der Frauen verrichtet habe, hat
meine Seele pausenlos gebetet. Aber wenn ich sagen konnte: 'Nun
kommt die Stunde, in der ich mich in Gottes Gegenwart versenke',
dann brannte mein Herz und klopfte rascher. Und wenn ich mich
in Gott verloren hatte
dann
Nein, das kann ich dir
nicht erklären. Wenn du einst im Licht Gottes sein wirst,
wirst du es verstehen
All dies war seit drei Tagen verloren.
Und es war schmerzlicher, als keinen Sohn mehr zu haben. Und Satan
wühlte in diesen beiden Wunden, die der Tod meines Kindes
und die Gottverlassenheit mir geschlagen hatten, und schlug die
dritte Wunde: die furchtbare Angst vor dem Unglauben. Maria, ich
hab dich lieb, und du bist meine Verwandte. Du wirst es später
deinen Söhnen, den Aposteln, sagen, damit sie
in ihrem Apostolat ausharren und über Satan
triumphieren können. Ich bin sicher, dass die ganze Erlösung
hinfällig gewesen wäre, wenn ich dem Zweifel unterlegen
wäre, wenn ich der Versuchung durch Satan nachgegeben, Gott
geleugnet und gesagt hätte: 'Es ist nicht möglich, dass
er aufersteht'; denn dies zu sagen, wäre einer Leugnung Gottes
mit seiner Macht und Wahrheit gleichgekommen. Ich, die neue Eva,
hätte wieder in den Apfel des Stolzes und der geistigen Sinnlichkeit
gebissen und das Werk meines Erlösers
zerstört.»
- S. 346:
«Eine treue, liebevolle und starke
Frau ist auf dem Kalvarienberg zu ihm gekommen
und hat sein Antlitz abgetrocknet. Und er, um zu zeigen, was die
Liebe vermag, hat dem Linnen sein Antlitz eingeprägt. Hier,
Petrus. Das hat eine Frau erreicht, in der Stunde
der höllischen Finsternis und des göttlichen Zornes.
Nur weil sie geliebt hat. Denke immer daran Petrus! In den
Stunden, da du meinst, Satan sei stärker als
Gott. Gott war der Gefangene der Menschen. Er war unterdrückt,
verurteilt und gegeisselt worden und dem Tod schon nahe
Und doch, selbst in den schwersten Verfolgungen ist Gott immer
Gott.»
Band XII
Dornenkrone, 3
Gekreuzigte, 6, 9
Golgotha, 13, 18, 45
Gotteslästerung, 1
Gottesmord, 17, 26, 31
Gottesmörder, 17
Gottesschänder, 8
göttliches Juwel, 55
Gottmensch, 8, 12, 34, 38, 55
Kreuz, 5, 8, 9, 10, 11, 17, 19, 24, 28, 32, 42, 53, 54
Sakrileg, 13
Schweisstuch, 2, 3
697. Jesus zu den Aposteln und Jüngern.
S. 175
S. 178:
«Er muss also mit dem reinigenden Wasser
von der unreinen Berührung gereinigt werden, um würdig
zu werden, in den ewigen Tempel einzutreten. Haltet
das Wasser in Ehren
Nachdem ich gesühnt und durch
dreiunddreissig Jahre mühsamen Lebens, das in der Passion
seinen Höhepunkt erreichte, erlöst hatte, nachdem
ich mein ganzes Blut für die Sünden der Menschen gegeben
hatte, flossen aus dem ausgebluteten und verbrauchten Leib des
Märtyrers die heilsamen Wasser, die die Erbsünde
abwaschen. Mit dem vollbrachten Opfer habe
ich euch von diesem Makel erlöst. Wäre
ich an der Schwelle des Lebens durch eines meiner göttlichen
Wunder vom Kreuz gestiegen, wahrlich,
ich sage euch, durch das vergossenen Blut hätte ich euch
von euren Sünden gereinigt, aber nicht von der Erbschuld.
Für sie war das bis zum Ende vollbrachte Opfer notwendig.
Wahrlich, die heilsamen Wasser, von denen Ezechiel spricht, sind
aus dieser meiner Seitenwunde geflossen.